Boskovice – Rokokoschloss und Burgruine

In Boskovice gibt es sowohl ein prächtiges Rokokoschloss als auch eine weitläufige Burgruine. Es lohnt sich, beides zu sehen. Die riesige Burgruine verfügt über einen 26 Meter tiefen Brunnen, der mit einem Holztretrad bedient wird. Das Schloss widerspiegelt den Empire-Stil und wurde im 19. Jahrhundert errichtet. Aus einem Kloster, das hier, auf einem Hügel über der Stadt Boskovice, im 17. Jahrhundert erbaut wurde, entstand es. Erst 1819 bis 1826 erfolgte schließlich der Umbau zum Schloss unter dem Adelsgeschlecht Dietrichstein. Wenige Jahrzehnte später ging die Anlage an die Familie Mensdorff-Pouilly über, dessen Geschlecht zeitweise noch heute darin wohnt. 

Diese Familienmitglieder beteiligen sich sogar kreativ an der Ausgestaltung des Schlosses und kümmern sich gern persönlich um die Besucher und Traveller. Auch wurden in einem leerstehenden Teil des Schlosses Gästewohnungen und eine neue Heizungsanlage eingerichtet. Der Adel spricht überdies Tschechisch, teilweise in jüngster Zeit angeeignet.

1939, als die Nationalsozialisten Böhmen und Mähren besetzen, gerät auch das Adelsgeschlecht Mensdorff-Pouilly ins Visier – auch da Alfons-Karl Graf von Mensdorff-Pouilly eine Stellungnahme des tschechischen Adels gegen Hitler unterzeichnet hatte. Aber die Familie gibt ihr zu Hause zunächst nicht auf. Jedoch 1948, nach dem kommunistischen Putsch, konfiszierte es allerdings die Regierung.

1952 wurde das Schloss verstaatlicht und nur ein geringer Teil der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 75 Prozent des Gebäudes nutzte man dabei als Internat einer pädagogischen Mittelschule. Darauf wurde es – oft nicht vernünftig – ausgerichtet. Wände wurden lediglich eingezogen oder entfernt und E-Heizungen eingebaut.

Mitte der 70er Jahre trat der nächste Unglücksschlag für das Gebäude ein: Holzfäule an den Decken zwischen dem ersten und dem zweiten Stock sowie auf dem Dachboden wurde festgestellt. Aufgrund dieses Hausschwamms mussten die gesamten hölzernen Decken entfernt und durch eine Lösung aus Eisenbeton ersetzt werden. Während den 70er und 80er wurde daher ein Grossteil des Schlosses restlos umgebaut. Nach der Samtenen Revolution gelangte der Bau schließlich wieder in den Besitz der Familie Mensdorff-Pouilly.

Als die Erstattungen möglich wurden, machten die fünf Geschwister der Familie ihre Ansprüche geltend. Man darf sich nicht einbilden, die Familie kehrte ins Schloss zurück und lebte wie zuvor. Denn die 50 Jahre Vernachlässigung konnten nur sehr mühselig aufgeholt werden. Bewohnbar war zu diesem Zeitpunkt nämlich nur die bescheidene Wohnung des Kastellans. Nicht eher als in den 90er Jahren wurden karge Einzimmerappartements eingerichtet, damit die Familie Dort logieren konnte, während sie sich um das Gebäude kümmerte.

Allmählich entstanden Wohnungen, aber eigentlich ist dieser Vorgang auch heute noch in vollem Gange. Jene Teile des Schlosses, die während der kommunistischen Zeit für das kleine Museum umgebaut wurden, um die Holzfäule zu bekämpfen, erhalten nun schrittweise eine neue Gestaltung. Dadurch entstanden auch neue Wohnräume für die Familie und ihre Gäste.

Im Schloss befinden sich eine exquisite Bibliothek, verschiedene Jagdtrophäen an den Wänden, ein Rokokopuppen-Theater, heraldische Wappen, alte Gemälde, ein Globus aus Kupfer mitsamt Sternenhimmel aber auch den Dachboden des Hauses. Das Puppentheater für Kinder war übrigens ein Geschenk der englischen Königin Viktoria. Ferner sind in seinem prächtigen Tanzsaal Malereien auf Büffelleder zu bestaunen, welche die Türkenkriege darstellen. 

Heutzutage stehen neben dem klassischen Besucherangebot auch Angebote zur Mietung zugunsten von Veranstaltungen von Firmenkunden, zur Mietung für Hochzeiten und zu Trauungen im Schlosspark, in dem Hauptsalon oder der Sala terrena bis hin zur Komplettvermietung zur Verfügung. Zudem sind diese Veranstaltungen mit Festessen und Disko bis spät in die Nacht buchbar. Auch bei Aktionen zugunsten der Öffentlichkeit werden seine Räumlichkeiten genutzt. Überdies organisiert das Kulturamt der Stadt Veranstaltungen im Gewächshaus des Schlosses.

CZ-68001 Boskovice
www.zamekboskovice.cz

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